Was ist nun ein „richtiger Mann“ und wie kann ich dazu werden?
Unsere Gesellschaft lässt leider in vielen Bereichen (z.B. in der Schule) klare, geschlechtsspezifische Rahmenbedingungen und gute, männliche Vorbilder vermissen.

Viele Väter sind zuwenig (oder gar nicht) anwesend, pseudocoole Gruppen bieten trügerische Sicherheiten und die Socialmedia-Welt vermittelt zweifelhafte Werte, die junge Männer dazu bringt sich zu stark an Äußerlichkeiten zu orientieren anstatt praktikable Anleitungen für echtes Mannsein zu vermitteln.

Steve Biddulph hat in seinem Buch „Männer auf der Suche“ folgende 7 Schritte dargelegt. Diese Schritte zum wahren Mann sind klar – wenn auch nicht immer einfach umzusetzen. Allerdings bieten sie ein gutes Gerüst, an das wir Männer uns halten können, anstatt zum Einzelkämpfer zu werden:

Die 7 Schritte zum „richtigen“ Mann:

1. Mit unserem Vater ins Reine kommen

Der Vater bildet das emotionale Verbindungsglied zur Männ­lichkeit. Deshalb müssen wir auf eine klare und bereinigte Bezie­hung zu ihm hinarbeiten. Wir können im Leben nichts Wesentliches vollbringen, solange wir unseren Vater nicht verstan­den, ihm nicht vergeben und nicht auf die eine oder andere Weise gelernt haben, ihm Achtung entgegenzubringen.
Wir können das im persönlichen Gespräch tun, falls er noch am Leben ist, oder im inneren Zwiegespräch, falls er bereits tot ist. Solange wir diese Arbeit nicht getan haben, wird uns der alte Herr und sein väterliches Erbe bei jedem Schritt ein Bein stellen.

2. Entdecken wir die „heilige Dimension“ der Sexualität

Wir müssen herausfinden, wie wir uns nicht nur mit unserer Sexua­lität wohl fühlen, sondern wie wir uns durch den Eros verwan­deln und erfüllen lassen können. Sexualität ist entweder ein eher schäbiger, zwanghafter Bestandteil unseres Lebens oder aber ein heiliger und mächtiger Quell des Wohlbefindens. Dazwischen gibt es nichts.
Zunächst müssen wir der sexuellen Energie in uns selbst einen neuen Platz geben, anstatt sie lediglich an Frauen „abzugeben“. Danach müssen wir die Kunst der Jagd erlernen — das heißt, die spezielle Rolle, die dem Mann im Tanz der Ge­schlechter zukommt.

3. Nehmen wir unsere Partnerin als ebenbürtig an

Jeder kann eine Partnerin finden — die Kunst besteht darin, sie auch zu behalten. Um dies zu erreichen, müssen unsere Partne­rin — ja die Frauen überhaupt — wie zwar andersartige, aber eben­bürtige Wesen behandeln. Das bedeutet, dass wir unsere Frau res­pektieren, es aber auch nicht an Selbstachtung fehlen lassen. Wenn wir es zu einer guten, dauerhaften Beziehung bringen wol­len, müssen wir lernen, zuweilen auch heftige Diskussionen zu führen — und dabei so konzentriert und bedächtig zu Wege zu gehen, dass für unsere gemeinsamen Probleme auch wirklich eine Lösung herauskommt.
Den „Softies“ laufen die Frauen genauso davon wie den rücksichtslosen Kerlen, von denen sie Sich nicht länger schikanieren lassen wollen. Deshalb muss der heutige Mann erst einmal lernen, wirklich zu kommunizieren. Das heißt, seine eigenen Gefühle mitzuteilen und gleichzeitig auf die seiner Partnerin einzugehen. Das ist nicht immer einfach für uns Männer.

4. Beteiligen wir uns aktiv an der Erziehung unserer Kinder

Wir können nicht Vater sein, während wir Zeitung lesen, und wir können auch nicht die ganze Erziehung unserer Partnerin überlas­sen — weil eine Frau einem Kind nicht alle für dessen Entwick­lung wichtigen Erfahrungen vermitteln kann. Weiterhin müssen wir unseren Kindern gegenüber die richtige Balance zwischen „Här­te“ und Zärtlichkeit finden.

Das ist aus den oben genannten Gründen wichtig für unsere Söh­ne, die unsere Aufmerksamkeit brauchen, so aus ihnen einmal wirklich erwachsene Männer werden sollen. Und es ist nicht minder wichtig für Töchter, die nur dann ein wahres Selbstwert­gefühl entwickeln und ein gesundes Verhältnis zum anderen Geschlecht aufbauen können, wenn sie die nötige väterliche Zuwendung erfahren.

5. Lernen wir echte Männerfreundschaften zu begründen

Ein Mann zu sein übersteigt manchmal die Kräfte selbst des Stärksten. Deshalb sind wir auf emotionale Unterstützung ande­rer Männer angewiesen. Andere Männer können uns auch hel­fen, unsere Initiation als Mann abzuschließen. Ferner können sie bei unseren halbwüchsigen Söhnen und Töchtern jene Lücken schließen, die wir nicht ausfüllen können.
Außerdem vermittelt das Gefühl, männliche Freunde zu ha­ben, Kraft. Sie erinnern einen daran, wie wichtig es manchmal ist, fünfe gerade sein zu lassen. Und sie lassen keine Gelegenheit aus, einen recht unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück­zuholen.

6. Suchen wir eine Arbeit, hinter der wir voll und ganz stehen

Es reicht nicht aus, mit der Arbeit nur den Lebensunterhalt zu ver­dienen. Die wirkliche Aufgabe eines Mannes besteht darin, das Leben zu nähren und zu beschützen und an der Schaffung einer besseren Welt mitzuwirken. Wenn wir nicht an die eigene Arbeit glauben, wird dieser Widerspruch uns langsam, aber sicher umbrin­gen. Da die meisten Jobs von Firmen angeboten werden, deren Zie­le nicht die unseren sind, ist das wahrlich eine Herausforderung!

7. Befreien wir unseren ungezähmten Geist

Der Männergott lebt nicht in Einfamilienhaussiedlungen oder Bürotürmen. Innere Stabilität beruht nicht auf beruflichem Erfolg oder Besitztümern. Unser Innenleben braucht eine spezifisch masku­line, in der Natur gründende Spiritualität, die uns in Verbindung zu der Erde setzt, auf der wir leben. Wenn wir älter werden, können wir darin eine Quelle der Kraft und Harmonie finden — und wir können uns dadurch von Furcht und Abhängigkeit befreien.

Das also sind die sieben Schritte zur Männlichkeit.

Vielleicht habt ihr manche Punkte bereits umgesetzt, bemüht euch derzeit um die Verwirklichung anderer und habt das Gefühl, wieder andere seien schlicht illusorisch. Einige dieser Punkte mögen euch vor ein Rätsel stellen oder überraschen, andere lassen vielleicht etwas in euch anklingen. Auf jeden Fall sind sämtliche oben umrissenen Schritte unverzichtbar für den, der zu seiner vollen Männ­lichkeit gelangen möchte.

Machen wir uns auf den Weg!