Was tun Paare in ihrer gemeinsamen, freien Zeit? Antwort: Sehr wenig.

Nach einer aktuellen Studie sprechen deutsche Paare im Schnitt nur 8 Minuten am Tag miteinander. In Österreich und der Schweiz wird es wohl sehr ähnlich sein. Und wenn diese 8 Minuten vorbei sind? Dann tut sich sehr wenig in der Partnerschaft.

Die Mehrheit aller Paare verhält sich beim Verbringen der gemeinsamen Zeit äußerst träge. Die Aktivitäten sind dabei durchaus überschaubar: Fernsehen, Surfen im Internet, Kochen, Spaziergänge und ab und zu Sex. Die meisten Abende und Wochenenden gehören leider in die Kategorie: „Was läuft denn heute im TV?“

Eigentlich wünschen sich die meisten Paare ja nichts mehr als viele gemeinsame Stunden. Zeit ist allerdings eine sensible Sache. Wenn man die Minuten und Stunden nicht entsprechend nutzt, kann Zeit zum Fluch werden.
In früheren Zeiten stellten sich Fragen der gemeinsamen Freizeitaktivitäten weniger. Bei unseren Eltern und Großeltern stand Arbeit, Geld verdienen und mitunter auch das Überleben im Vordergrund. Da gab es seltener Gelegenheit sich zu fragen, was gemeinsam unternommen werden sollte.

Heutzutage stehen uns allen durchschnittlich 4 Stunden Freizeit am Tag zur Verfügung. Die Arbeitszeit hat sich in den letzten 50 Jahren deutlich reduziert und gleichzeitig auch der Urlaubsanspruch verdreifacht. So viele freie Zeit…

Als Single hatten wir noch ein Hobby. In Partnerschaften wird dieses Hobby sehr oft durch die gemeinsame Zeit ersetzt. Gemeinsame Zeit verbringen ist also eine Art von Freizeitaktivität. Allerdings mit einem Haken. Die Zeit wird eben nicht aktiv genutzt.

Natürlich gibt es Paare, die die gemeinsamen Stunden aktiv und erfüllend verbringen. Mit Sport, Kultur, Naturerlebnissen, Fortbildungen oder einfachem miteinander Reden. Solche Paare sind allerdings in der Minderzahl. Die große, träge Masse schweigt – abgesehen von diesen 8 minütigen Alltagsgesprächen – und verliert sich im dumpfen Medienkonsum.

Eine Ursache dafür liegt im üblichen Beziehungsalltag… dem Erotikkiller Nummer 1. Alltag bietet aber natürlich auch Sicherheit und Erholung vom stressigen Arbeitstag und den kleineren und größeren Ärgernissen, die uns so zustoßen. Natürlich genießen wir es nach einem harten Tag die Füße auf der Couch hochlegen zu können, einfach abzuschalten und uns berieseln zu lassen.

Aber warum werden wir in einer Beziehung so träge und gemütlich? Und warum scheint das sehr viele Paare gar nicht zu stören? Braucht das Beziehungsleben kein gemeinsames Feuer?

Neue Partnerschaften kennen diese Probleme nicht. Am Anfang ist alles neu, frisch und sexy. Zwei Menschen genügen sich gegenseitig und sind völlig damit beschäftigt den anderen, supertollen Menschen näher kennen zu lernen. Dieser Zustand hält maximal zwei Jahre an. Dann muss früher oder später etwas gefunden werden um eine gemeinsame Paaridentität zu entwickeln. Kinder und Erziehung werden an diesem Punkt oft zum gemeinsamen Lebenszentrum. Allerdings sind diese Kinder irgendwann einmal erwachsen und gehen ihre eigenen Wege und dann stehen viele Paare wieder vor derselben Frage des gemeinsamen Sinns.

Und auch wenn viele über dieses klassische, gemeinsame Hobby schmunzeln, ist es nach wie vor ein sehr guter Weg um ins Gespräch zu kommen. Denn eine der häufigsten Beschwerden, die ich von meinen Klientinnen höre, ist es, dass in der Partnerschaft zu wenig geredet wird. Hobbies sind Rituale und Rituale dienen dazu etwas zu festigen.

Gemeinsamkeit ist eine Säule einer harmonischen Beziehung.

Sex, Eigenständigkeit und emotionaler Kontakt gehören auch dazu. Aber vor allem sind es die Gemeinsamkeiten, die Gespräche und Austausch ermöglichen und fördern.

Aktivität bewegt auch etwas im Inneren.

Wenn man gemeinsam im Außen etwas tut, tut sich auch etwas im Inneren. Das gilt für eine einzelne Person und noch viel mehr für Paare.

Gemeinsame Aktivitäten müssen allerdings beiden Spaß machen. Nur meinem Partner zuliebe etwas „durchzuziehen“ ist auf Dauer kontraproduktiv. Krampfhaftes Tun tut beiden nicht gut. Wenn kein gemeinsames Hobby gefunden wird, ist es allerdings auch kein Drama.
Das Wichtigste dabei ist es einfach Interesse an der Welt und den Leidenschaften des anderen zu zeigen. Es ist kein Problem, wenn sich Partner auf ihrem eigenen Weg verwirklichen. Probleme entstehen erst dann, wenn diese Wege nicht kommuniziert und mit dem anderen geteilt werden.

Lass deinem Partner seine Welt. Aber bestehe darauf, dass er dich regelmäßig in seine Welt einlädt und besuche seine Welt mit offenem Interesse, Wohlwollen und Lob.

Es spricht nichts dagegen, ein Wochenende herrlich faul und träge zu verbringen, sich fünf Folgen der Lieblingsserie gemeinsam auf der Couch reinzuziehen und dabei eine Familienpackung Eis zu verdrücken. Oder bis Mittag im Bett zu bleiben und den restlichen Tag einfach nichts zu tun. Solange es gemeinsam passiert wird es auch Gespräche geben und darauf kommt es schließlich an.