Angeblich können wir beeinflussen, ob sich jemand in uns verliebt. Und das, was wir dazu brauchen, sind nur 36 Fragen und 45 Minuten …

Das behauptet zumindest Professor Arthur Aron. Der Psychologieprofessor ist Leiter des Interpersonal Relationship Lab an der Story Brook University von Long Island und hat über Jahre hinweg erforscht, wie aus zwei Menschen ein Paar wird.
Vor kurzem hat er das Ergebnis seiner Forschungsarbeiten präsentiert und zwar in Form einer Liste mit 36 ausgewählten Fragen.
Diese 36 Fragen sollen in einem Zeitraum von 45 Minuten wechselseitig gestellt und beantwortet werden und dieses Frage-Antwort Spiel sorgt angeblich dafür, dass selbst zwischen einander fremden Menschen ein vertrautes Band entsteht, das sogar zu Liebe führen kann.

In von Professor Aron durchgeführten Versuchen, gaben 96% der Testpersonen an, dass sie sich noch nie so schnell einem anderen Menschen nahe gefühlt hätten und sich eine Freundschaft oder sogar eine Beziehung mit dem Gesprächspartner vorstellen könnten.

Verlieben auf Rezept?

Ein ideales Thema für einen Selbstversuch unter realen Bedingungen. Ich bin zwar verheiratet, aber meine Frau war einverstanden dieses Experiment mit mir zusammen durchzuführen. Es gibt doch immer Menschen im engeren oder weiteren Freundes- oder Bekanntenkreis, mit denen man sich eine vertrautere Beziehung wünscht.

Wir haben also ein uns bekanntes Paar zum Nachmittagskaffee eingeladen. Natürlich mit dem Hinweis, dass wir ein kleines „soziales Experiment“ vorhaben. Nach einer kurzen Erklärung, dass wir damit nichts Unmoralisches meinten, waren die beiden einverstanden sich mit uns zu treffen.

In einer Kaffee-und-Kuchen Runde haben wir zuerst unseren Bekannten erklärt, worum es überhaupt bei diesem Experiment geht. Natürlich gab es eine gewisse Skepsis aber auch eine große Neugierde, ob an dieser Geschichte wirklich etwas dran sein könnte.

Wir haben uns also mit vertauschten Partnern (Frau/Mann) in unterschiedliche Ecken unseres Gartens verzogen … natürlich außer Hörweite der anderen. Jeder bekam die Liste mit den 36 Fragen und das Spiel konnte beginnen.

Erkenntnis #1

Die von Professor Aron angeführten 45 Minuten reichen nie und nimmer aus um alle Fragen ausführlich zu beantworten. Wenn sie sich wirklich und ehrlich darauf einlassen, dann können viele Fragen nicht einfach so „auf die Schnelle“ beantwortet werden, sondern erfordern ein Nachdenken, Nachfragen und Erklären, das eben Zeit braucht.
Wir haben z.B. für 12 Fragen bereits 1 Stunde benötigt. Wenn Sie sich die Fragen neben einem schönen Abendessen stellen, müssen sie sicher 2-3 Stunden ihrer Zeit dafür einplanen. Aber es gibt ja Schlimmeres als ein gutes und vertrautes Gespräch in schöner Atmosphäre …

Und damit zu Erkenntnis #2

Die Fragen „wirken“ tatsächlich. Am Ende des Nachmittags haben wir uns von dem Paar auf eine sehr innige Weise verabschiedet … mit fester Umarmung und Kuss, so wie wir es vorher noch nie getan hatten. Diese Art des Gesprächs lässt also – wenn man sich darauf einlässt – eine Vertrautheit entstehen.

„Sich wechselseitig zu öffnen und verletzlich zu zeigen, hat einfach eine große Macht“ …

… meint Professor Aron dazu.

Wir müssen allerdings bedenken, dass wir über diese 36 Fragen einen Zustand herstellen, der bei einem „normalen“ Kennenlernen eher langsam entsteht. Wenn wir uns fremden Menschen bei einem ersten Treffen diese Fragen hintereinander stellen würden, würde „der Schuss wahrscheinlich nach hinten losgehen“ und wir würden die betreffende Person wahrscheinlich mit einem Zuviel an Persönlichem abschrecken.

Emotionen lassen sich einfach und schnell herstellen, aber tiefere Gefühle brauchen Zeit um zu wachsen.

Verliebtheit kann bis zu einem gewissen Grad „erzeugt“ werden, echte Liebe nicht.

Aber die Fragen können auf jeden Fall ein Anfang sein. Wenn die teilnehmenden Personen wissen, was auf sie zukommt und damit einverstanden sind, ist das ein empfehlenswertes „Spiel“ einen gemeinsamen Abend mit (zukünftigen) Freunden einmal auf eine völlig neue Art und Weise zu erleben.

Versuchen Sie es einfach … viel Spaß dabei!

HIER finden Sie die 36 Fragen.