Frage: Ihr wollt uns heute ein Buch vorstellen, dass ihr gemeinsam geschrieben habt. Was ist das Besondere an diesem Buch?

Pamela: Das Buch ist die Autobiografie von Anna, die durch einen Kommentar – und Impulsteil von mir ergänzt wird. Wir wollten nicht einfach eine Biografie schreiben, die nur konsumiert wird, sondern wollten den Leser/Innen die Möglichkeit geben, ihr eigenes Leben zu reflektieren und zu hinterfragen. Annas Erzählungen werden jeweils von einem Original-Foto aus ihrem Leben sowie einer von ihr verfassen Poesie eingeleitet und enden mit einem Abschnitt mit Fragen und Impulsen, die ich beisteuern durfte.

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Frage: Wie kam es zu diesem Projekt?

Pamela: Die Idee entstand ein Jahr zuvor, als ich Anna fragte, ob sie ihre Lebensgeschichte aufschreiben wolle, weil ich ihre Geschichten als sehr inspirierend empfand. Ich schlug ihr vor, diese mit einem Abschnitt zu ergänzen, der andere Frauen – die Leserinnen – dazu einlädt, das eigene Leben in Bezug auf das jeweilige Thema zu hinterfragen. Anna fand die Idee gut und bot mir daraufhin an, dass ich diesen Teil übernehmen könne, da ich in meiner Rolle als Coach für Frauen darin geübt bin, Lebensthemen zu hinterfragen.

Frage: Was ist das Ungewöhnliche an Annas Lebensgeschichte?

Pamela: Anna ist Mutter von drei Kindern in drei ganz unterschiedlichen Altersstufen, die sie alleine groß ziehen musste, weil zwei der drei Väter sich gar nicht an der Erziehung beteiligen. Das allein ist für mich schon eine Meisterleistung. Nach einem Bandscheibenvorfall war Anna gezwungen, ihr Leben zu überdenken, weil sie ihr von viel Sport, Bewegung und Leistung geprägtes Leben so nicht mehr weiterführen konnte. Dies führte sie zu der Frage: Wie geht eigentlich Frau-Sein? Dieser Frage ging sie auf sehr ungewöhnlichen Wegen nach und landete irgendwann auch im Bereich der Sinnlichkeit und Erotik und machte beispielsweise auch Erfahrungen als Escort. Es geht also im Buch um alle möglichen Lebensthemen einer Frau, wobei das Kapitel „Anna auf der Suche nach ihrer Weiblichkeit“ den meisten Raum einnimmt.

Frage: Ist das Buch nur für Frauen geeignet?

Pamela: Beim Schreiben hatten wir erstmal nur die Zielgruppe „Frauen“ im Kopf, eben weil es zentral um die Themen geht, die eben Frauen beschäftigen, wie z.B. das Thema der Weiblichkeit, die Rolle als Mutter (die einfach eine andere ist, als die eines Vaters) usw. Wir hatten aber inzwischen auch schon männliche Leser, die das Buch nicht uninteressant fanden und gerade meine Impulse sind in den meisten Fällen für jedermann nutzbar oder zumindest adaptierbar.

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Frage: Anna, was sind für Dich die wichtigsten Erkenntnisse, die Du gewonnen hast, indem Du genau diesen Weg gegangen bist, um für Dich die Frage zu klären „Wie geht Frau-Sein“?

Anna: Für mich ist die größte Erkenntnis, dass es sich lohnt den eigenen Unsicherheiten und Ängsten neugierig zu begegnen. Ich wollte die Frage „Wie geht Frau-Sein?“ für mich wirklich beantworten können. Und dieser Wille war dann gepaart mit der Lust, mich selbst spüren zu wollen. Eine weitere Erkenntnis, die daraus resultiert, ist die Erfahrung, dass es nicht die EINE Antwort gibt. Ich durfte erleben, dass ich immer mehr Fragen hatte und mich dann traute, nach den Antworten zu forschen. Das hat bis heute übrigens nicht aufgehört.

Frage: Hat sich Dein Blick auf Männer durch Deine Erfahrungen verändert? Hast Du ein anderes Verständnis für sie und ihre Bedürfnisse gewonnen?

Anna: Ja. Auf jeden Fall. Als ich meine bewusste Suche begann, war ich bereits oft enttäuscht worden. Was nicht eine Schuld der Männer gewesen ist, sondern aus meiner eigenen Unsicherheit heraus entstanden war. Je mehr ich mich dann selbst verstehen und zu spüren begann, desto sicherer wurde ich in Begegnungen mit Männern. Je klarer ich um meine Lust und meine Grenzen wusste, desto leichter fiel mir die Kommunikation. Ich verstand irgendwann, dass Männer auch „nur“ Menschen sind. (Zwinker) Menschen mit denselben Bedürfnissen nach Nähe, Berührung und Geborgenheit.

Frage: Was braucht es eurer Meinung nach, dass Beziehungen zwischen Männern und Frauen trotz aller Unterschiede besser gelingen?

Anna: Selbstachtung und Respekt. Ich bin selbst für mich in der Verantwortung meine Wünsche, Sehnsüchte, Vorlieben und Tabus zu kennen und zu kommunizieren. Es braucht ein sich spüren können ebenso wie ein sich ausdrücken können. Erst als ich zuließ meine Gefühle über Bewegung auszudrücken, konnte ich Worte für meine Bedürfnisse entdecken. Und ich begann über mich selbst lachen zu können. Humor ist eine wohltuende Zutat für und innerhalb von Beziehungen.

Pamela: Ich denke es ist ganz wichtig, sich selbst und die eigenen Bedürfnisse gut zu kennen und diese auch kommunizieren zu können. Generell ist Kommunikation extrem wichtig. Aber auch das Verständnis, dass der Partner nicht da ist, um mich glücklich zu machen. Das liegt in meiner Verantwortung. Denn nur wenn ich in der Fülle bin, kann ich auch aus dieser Fülle heraus jemand anderem etwas geben, ohne selbst auszubrennen. Wenn ich dann von meinem Partner noch etwas an Glück oben drauf bekomme, ist es umso schöner.

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