Der größte Mythos (von dem viele Therapeuten und Berater profitieren) ist, dass gelungene Kommunikation – genauer gesagt richtige Konfliktbewältigung – der goldende Schlüssel zu einer glücklichen Partnerschaft ist. Die einfache Botschaft dabei ist: Lernt besser zu kommunizieren.

Sorry, aber das ist Nonsens …

Nehmen wir an Mann kommt fast jeden Abend spät von der Arbeit nach Hause. Der therapeutische Ansatz für die Frau lautet etwa: Beschwerden als ICH-Botschaft … Konzentration auf eigene Gefühle und keine wütenden Beschuldigungen. Das klingt dann von IHR etwa so: „Ich fühle mich allein gelassen und überfordert, wenn ich jeden Abend mit den Kindern allein zu Hause bin“, und nicht „Du verdammter Egoist … du kommst immer zu spät und gehst einfach davon aus, dass ich alles erledige.“ ER wird dann – geschult im aktiven Zuören – etwa Folgendes antworten: „Ich verstehe dich. Es muss wirklich anstrengend für dich sein, die Kinder allein zu versorgen, wenn ich lange arbeite.“

Klingt doch toll oder ?
Es ist durchaus sinnvoll z.B. in einem Streit gewisse Regeln einzuhalten (siehe Fairer Streit), allerdings sind propagierte Techniken wie „aktives Zuhören“ und „Senden von ICH-Botschaften“ auf Dauer nicht effektiv.

Nach Studien der University of Washington über Ehetherapien sind 80-90% aller Paare, die Techniken der Konfliktbewältigung anwenden, nach einem Jahr wieder genau dort wo sie begonnen haben … im alltäglichen Sumpf der Partnerschaftskrisen. Wenn ihr zu den 10-20% der Paare gehört bei denen Kommunikationsstrategien wirken … super … bleibt dabei.

Wir brauchen aber keine Studien um zu erkennen, warum sich die meisten dieser gut gemeinten Ansätze im Topf des Alltagsstreits wie Suppenwürze auflösen. Wir können im Streit unser Bestes versuchen, um unserer Partnerin mit ihren Beschwerden aufmerksam zuzuhören. Leider sind wir keine Therapeuten, die zuhören, wie unsere Partnerin über eine dritte Person klagt. Die Person hinter all den schönen ICH-Botschaften sind immer noch wir selbst. Es gibt natürlich Menschen, die angesichts solcher Kritik ruhig bleiben können – der Dalai-Lama zum Beispiel.

Aktives Zuhören, ICH-Botschaften und dergleichen verlangen Gymnastik auf olympischen Niveau

Wahrscheinlich sind wir aber nicht mit so einem Menschen zusammen. Aktives Zuhören, ICH-Botschaften und dergleichen verlangen Gymnastik auf olympischen Niveau von Paaren, deren Beziehung oft kaum mehr kriechen kann.

Nochmal ganz klar: Es gibt Situationen, in denen es sinnvoll ist gewisse Kommunikationsregeln einzuhalten.

Aber … erfolgreiche Konfliktbewältigung ist nicht das, was eine Partnerschaft glücklich macht!
Denkt mal an euren Bekanntenkreis … die glücklichen Paare, die ich kenne, scheren sich im Fall eines Streits einen Dreck um aktives Zuhören und ICH-Botschaften. Selbst Konflikten aus dem Weg zu gehen kann eine mögliche Strategie zur Lösung sein (ich spreche hier von kleinen Alltagskonflikten, nicht von grundsätzlichen Lebenskonflikten). Paare gehen einfach unterschiedlich mit Konflikten um … kein Weg ist besser als der andere wenn er für beide funktioniert.

Freundschaft …

Einer der traurigsten Gründe, warum eine Partnerschaft stirbt, ist, dass keiner der Partner ihren Wert erkennt, ehe es zu spät ist. Eine gute Partnerschaft wird zu oft als selbstverständlich hingenommen, anstatt dass man ihr die Nahrung und den Respekt gewährt, den sie verdient und braucht. Was eine Partnerschaft funktionieren lässt, ist erstaunlich einfach. Glücklichere Paare sind nicht klüger, reicher oder etwa kommunikationstechnisch geschulter als andere, aber sie besitzen „emotionale Intelligenz“.

Das bedeutet sie verstehen und kennen einander besser und ehren und respektieren sich gegenseitig.
Glückliche Partnerschaften gründen sich auf eine tiefe Freundschaft, d.h. gegenseitigen Respekt und Freude an der Gemeinschaft mit dem anderen.

Die Partner kennen einander gut, pflegen ständige Achtung voreinander und geben ihrer Zuneigung vor allem in kleinen Dingen des Alltags Ausdruck. Freundschaft hält also die Flamme der Liebe am Brennen. Sie ist der beste Schutz vor feindseligen Gefühlen gegenüber dem Partner. Emotionale Intelligenz in der Partnerschaft beginnt damit den anderen zu kennen und zu respektieren.

Ein Werkzeug dazu: Die Partner-Landkarte.

Viel Spaß damit …