Der Titel macht doch neugierig, oder? Das ist mal ein Thema, das uns Männer (und vielleicht auch Frauen) bewegt. Aber es wird nicht ordinär, keine Sorge. Die erwähnten Längen sind eher psychologisch gemeint …

Homosexualität ist ein Faktum der menschlichen Biologie. In Zeiten von Conchita Wurst scheinen wir toleranter und aufgeschlossener zu sein. Unter der Wir-lieben-Vollbart-Fassade, verstecken sich aber immer noch zahlreiche Vorurteile und Ablehnungen. In unseren Schulen ist das sehr deutlich zu bemerken. Jungen haben zu kämpfen. Ein kleines Abweichen von der Norm könnte mich schon dem Verdacht aussetzen, schwul zu sein. Und das ist ein enormes Risiko. Ablehnung, Spott oder Prügel drohen, je nach Kulturkreis. Schwule Jungen tragen immer noch eine schwere Last mit sich herum, auch wenn sie singen können.

Der Wunsch nach Zugehörigkeit und gleichzeitig die Angst vor Ablehnung durch Peers führt in der männlichen Entwicklung dazu Zuneigung und Gefühlsausdruck auf den kleinen Familienkreis zu beschränken. Auf jeden Fall dort, wo keiner meiner Freunde mich sehen kann. Ein kräftiges Schulterklopfen ist in der Öffentlichkeit noch zu akzeptieren, bei herzlichen Umarmungen wird es schon schwieriger.

Männer treten in Konkurrenz. Immer und überall.

Wir suchen im ganzen Leben nach Wertschätzung und Anerkennung. Wir möchten andere beeindrucken. Frauen sowieso. Das führt dazu, dass wir uns verstellen und bei allen Gelegenheiten Masken aufsetzen, die wir für nützlich halten. Dabei ist es so einfach dieses Konkurrenzdenken der Männer einzudämmen.

Jungen und Männer benötigen Lob und Anerkennung. Von klein auf. Immer und immer wieder. Es kann nicht genug davon geben.

Wenn du also einem eitlen Pfau begegnest, der krampfhaft versucht andere zu beeindrucken, kannst du fast sicher sein, dass dieser Mensch zu wenig Lob in seinem Leben erhalten hat. Männer, die von klein auf gelobt werden, unterliegen nicht dem Zwang, um jeden Preis zu beeindrucken. Sie müssen nicht immer und überall der Beste und Größte sein. Sie wissen um ihre Stärken und Fähigkeiten und lernen um der Sache willen.

Dieses Wettbewerbsdenken ist schlimmer als der partielle Haarausfall am männlichen Hinterhaupt (für mich zwar nicht, aber dazu ein anderes Mal mehr).

Männer ziehen sich gern in ihre Höhle zurück (Arbeitszimmer, Bastelkeller, vor den Computerbildschirm). Dort fühlen sie sich entspannt, dort sind sie alleine und müssen niemand beeindrucken. In Gesellschaft und in der Öffentlichkeit ist das etwas ganz anderes.

Taucht ein Mann auf, muss ich mich doch zuerst vergewissern, dass er für mich keine körperliche Bedrohung darstellt, mich nicht verprügelt, ausraubt oder umbringt. Es hat mich zwar noch niemand in meinem Leben verprügelt oder umgebracht (zumindest soweit ich mich erinnere), aber man kann doch nie wissen.

Dieses Gefühl ist einfach da. Und auch wenn es viele Männer nicht bewusst wahrnehmen, so verhalten sie sich in (gemischter) Gesellschaft meist anders und weniger entspannt. Natürlich kennen auch Frauen dieses Gefühl – wenn auch aus anderen Gründen.

Ist dieser Typ dort hinten stärker als ich? Wirkt er sportlicher? Trägt er modischere Kleidung als ich? Was fährt er für ein Auto? Ist das seine Frau neben ihm? Was findet die an ihm? Kann es sein, dass die beiden Schwierigkeiten haben? Eigentlich ist er freundlich und ich kann mich mit ihm gut unterhalten, aber wie soll ich mich am besten präsentieren?

Und so geht es weiter. Männer sind gefangen in ihrem unsicheren Selbstbild, getrieben von ständigem Vergleichsdenken.

Ich kann Leute nicht ausstehen, die – wo immer auf der Welt – sich gedrängt fühlen, ihre Männlichkeit unter Beweis zu stellen. (Marvin Allen)

Dieser Männlichkeitswahn, dieser Wettbewerb ist lächerlich. Müssen denn Frauen ständig „beweisen“, dass sie Frauen sind? Nur wir Männer müssen balzen, krähen, uns aufplustern und ein Rad schlagen.

Die Geschichte mit den Kondomgrößen illustriert das sehr gut (keine Ahnung, wo ich die gelesen habe):

Ursprünglich war bei Kondomen nur eine „Einheitsgröße“ erhältlich. Nachdem aber Männer nun mal unterschiedlich „bestückt“ sind, kam es zu einer Diskussion über die Einführung verschiedener Größen. Die klassische Einteilung „klein“, „mittel“ und „groß“, also S – M – L, wurde schnell verworfen, denn welcher Mann betritt schon erhobenen Hauptes eine Apotheke und fragt nach einer Packung Kondome in der Größe S? Natürlich kein Mann, der etwas auf (und zwischen) sich hält. Eine gewisse, männliche (in der Hose versteckte) Würde möchten wir schließlich in der Öffentlichkeit nicht der Lächerlichkeit preisgeben. Also beschloss man nach eingehender Beratung folgendes: Man nannte einfach die kleinste Größe „groß“. Über die Bezeichnung der größeren Größen konnte man sich lange nicht einigen. Aber letztendlich hatte ein Diskussionsteilnehmer (wahrscheinlich nach ein paar Gläsern Bier) die rettende Idee. Es sollte fortan drei Größen geben: L – XL und „Oh, mein Gott“.

Das beruhigt unser Gewissen … aber nicht unseren kranken Drang nach Vergleichen. Das schafft nur eine neue „Männerkultur“. Diese nutzlosen Verhaltensmuster lassen sich nur in der Gesellschaft und mit der Hilfe anderer Männer auflösen. Männer, die ich als „Brüder“ betrachten und von denen ich annehmen kann.

DAS braucht es in unserer Welt.

P.S.: Und falls dich das Thema Größe doch noch interessiert:

Eine Studie des King’s College London hat die Penislängen von rund 15.000 Männern verglichen. Das Ergebnis: In schlaffem Zustand ist der durchschnittliche Penis 9,16 Zentimeter lang, in erigiertem Zustand erreicht das durchschnittliche Geschlechtsteil 13,12 Zentimeter. Die durchschnittliche Dicke (Umfang) beträgt schlaff 9,31 Zentimeter, erigiert 11,66 Zentimeter. Deutsche Männer liegen dabei übrigens im Europavergleich im unteren Mittelfeld.