Mit der Arbeitslosigkeit des Mannes stehen Ehe und Familie vor einer harten Belastungsprobe. Wenn der Mann seine Arbeit verliert und die Frau das Geld verdient, dann geraten viele alte Rollenverständnisse ins Wanken. Das Problem ist oft, dass beide Partner nach wie vor traditionelle Bilder im Kopf haben, nämlich den Mann als Ernährer und die Frau, die etwas dazuverdient.

Als Sprengsatz entpuppt sich die Situation gerade für jene Paare, in denen sich die Männer nicht für den Beruf des Hausmannes entschieden haben. Oft geht mit dem Verlust des Arbeitsplatzes auch die Selbstachtung verloren, er fühlt sich als Versager (das Schlimmste überhaupt für einen Mann) und er fragt sich, ob er für seine Partnerin überhaupt noch anziehend ist. Solche Männer empfinden die Hausarbeit nicht als gleichwertige, sondern als Degradierung. Wut und Angst vor der Zukunft beherrschen die Gefühle.

Viele Frauen fühlen sich durch einen beruflich erfolgreichen Mann aufgewertet. Wenn das wegfällt, verliert der Mann zwangsläufig an Attraktivität. Häufig leidet der gemeinsame Sex darunter.

Dazu kommt noch der Druck von Familie und Freunden. Ständig fragen Leute, ob er schon einen Job hat. Das macht die Situation noch schwieriger.

Aber Männer und Frauen müssen an sich arbeiten und sich vom Getuschel ihrer sozialen Umgebung unabhängig machen. Die Frauen sollten lernen, ihren Männern keine Vorwürfe zu machen und akzeptieren, dass ihre Männer im Haushalt vielleicht anders arbeiten als sie selbst. Und auch den Männern kann ein Rollenwechsel gelingen, wenn sie einerseits ihre Frauen unterstützen, aber auch andere Betätigungsfelder jenseits des Erwerbslebens finden. Ihnen sollte klar werden, dass sie mit einem Staubtuch in der Hand weder Männlichkeit noch Sex-Appeal verlieren.
(aus Ingrid Müller-Münch: Sprengsatz unterm Küchentisch)

Besonders für die Partnerin sind die Veränderungen ihres Mannes oft erschreckend: Aus einem lebensfrohen Menschen wird ein reizbarer Nörgler oder ein stiller, zurückgezogener Mann. Wenn Frauen erleben, dass der Partner sich zurückzieht, die Nähe zur Familie meidet oder am Abend in die Bar flüchtet, nehmen sie das häufig persönlich. Doch dieses Verhalten ist kein Zeichen für Liebesverlust und nicht gegen die Partnerin gerichtet.

Gespräche und partnerschaftlicher Zusammenhalt sind die ersten Schritte.

Sprechen Sie ehrlich über Ängste und Sorgen: Wie kommen wir jetzt klar? Welche Möglichkeiten stehen uns offen? Auch bei der Suche nach einem neuen Job oder der Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche sollten Vereinbarungen getroffen werden. Wer liest die Stellenanzeigen? Wer bringt die Bewerbung in Form? Analysieren Sie mit ihrem Partner genau die Lage und verteilen Sie Verantwortlichkeiten.

Aber Vorsicht! Im Wunsch ihren Partner zu unterstützen und ihn zu motivieren, schießen Frauen oft über das Ziel hinaus. „Warum schreibst du heute keine Bewerbungen? Warum hat es beim Vorstellungsgespräch schon wieder nicht geklappt?“ Wer ständig nachfragt, kritisiert oder kontrolliert, bedrängt den Partner und setzt ihn unter Druck.

Es braucht vor allem Verständnis und Wertschätzung innerhalb von Ehe und Familie. Liebe verbindet und ist das beste Mittel gegen Resignation.

Auch der Alltag sollte strukturiert werden. Klare Absprachen, wie die Aufgaben im Haushalt aufgeteilt werden und wann Zeiten für eigene Aktivitäten und Hobbys bleiben. Frauen sollten dabei nicht aus Rücksicht auf den Partner ihre eigenen Interessen zurückstellen. Das Leben muss soweit wie möglich normal bleiben, sonst leidet die Partnerschaft. Nehmen sie sich als Frau unbedingt Zeit für ihren Mann. Zeigen Sie Ihm, wie wertvoll er als Vater und Partner ist. Das braucht er in dieser Situation besonders.

Und ganz ehrlich gesagt: Auf Dauer sind die Möglichkeiten von Frauen bei der Unterstützung ihres Partners begrenzt. Hier braucht er wieder die Unterstützung anderer Männer und – wenn die Paarbeziehung stark leidet – professionelle Hilfe.