Wenn wir uns die aktuellen Nachrichten und weltweiten Meldungen zu Gemüte führen, ist es unübersehbar, dass der Großteil aller Gewaltverbrechen von Männern begangen wird. Krieg ist männlich.

Obwohl das so genannte Böse in uns allen steckt, tritt es bei Männern zweifellos direkter, ungehemmter und brutaler zu Tage als bei Frauen. Gleich einem Vulkan vor dem Ausbruch brodelt das Feuer in der männlichen Seele und führt von Zeit zu Zeit zu Tränen, Schmerz und im schlimmsten Fall auch Tod.

Sind Männer böse?
Warum sind sie so oft gewalttätig?
Warum schlagen sie Frauen und Kinder?
Warum finden sie keinen gewaltfreien Weg mit ihrer inneren Aggression umzugehen?

Die Wissenschaft ist sich darin einig, dass alle Menschen zu schlimmen, brutalen Taten fähig sind. Wir alle würden in extremen Situationen Dinge tun, die wir uns in unserem friedlichen Lebensumfeld sicher schwer vorstellen könnten.

Genauso sicher ist es, dass bestimmte, psychologische Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um diesen inneren Vulkan zum Ausbruch zu bringen. Die Gründe für Gewaltanwendung liegen primär in der Vergangenheit begraben. Manchmal sind diese Gründe leicht auszumachen wie etwa erlebte Gewalt in der eigenen Kindheit oder Missbrauch. Oft liegen die Ursachen allerdings versteckter in den Tiefen unserer Seele. Gewalt kommt nicht aus heiterem Himmel.

Gewalt ist ein Ventil. Der hilflose Ausdruck einer Krise von Menschen, die keinen anderen Weg kennen oder gelernt haben.

Wir Menschen sind auf der Welt um gesehen, gehört und geliebt zu werden. Wir suchen Anerkennung und Respekt.  Wir wollen dazugehören.

Gerade für Männer sind Anerkennung und Respekt essenziell. Diese Suche nach Wertschätzung übersteigt bei Männern meist den Wunsch nach Liebe. Männer, die diese Wertschätzung in der Familie, im Freundeskreis oder im Beruf nicht erleben, werden viele leichter Opfer extremistischer Ausdrucksformen als Männer, die in gesunden, sozialen Verhältnissen aufwachsen und leben.

Wissenschaftliche Studien belegen, dass Gewalt einen positiven Effekt in unserem Belohnungssystem im Gehirn auslösen kann. Es mag zwar paradox klingen, aber um sich gut zu fühlen kann es für einen Mann möglich sein Zeit mit Partnerin oder Freunden zu verbringen oder eben auch körperliche Gewalt anzuwenden. Unser Handeln richtet sich dabei danach, welche Werte wir haben und welcher moralischen Überzeugung wir folgen.

Männer können Gewalt „gut“ finden, wenn sich diese gegen Menschen richtet, deren moralische und soziale Haltung wir ablehnen.

Die meisten Männer ziehen Boxkämpfe oder Actionfilme einem Rosamunde Pilcher Film vor. Sie fühlen sich gut, wenn Feinde besiegt werden und die beobachtete Aggression ihr Glückszentrum im Gehirn aufleuchten lässt. Männer möchten riskieren, suchen den Wettstreit, die Auseinandersetzung und planen mitunter sogar den Tod ein (denken Sie mal an die vielen Extremsportler).

Aus allen diesen Gründen ist sozialer Kontakt für Männer lebenswichtig. Frauen haben einen viel natürlicheren Zugang zu Austausch, Kommunikation und Miteinander. Das klassische Bild des einsamen Cowboys wurde ja nicht leichtfertig erfunden. Der Großteil aller Männer spricht weniger und hat einen kleineren Freundeskreis als ihre Partnerinnen (oder auch gar keinen).

Um ein „guter“ Mann zu werden, benötigt ein Mann andere Männer … und zwar die richtigen. Männer lernen von Kindheit an aus Vorbildern.

Was es bedeutet, ein guter Mann zu sein kann nur von anderen Männern gelernt werden.

Von Männern, die authentisch und verantwortungsbewusst ihr Leben leben. Von Männern, die Aggressionen nicht verdrängen, sondern einen angemessenen Weg finden diese auszudrücken und auszuleben.

Deswegen gehört es zu den wichtigsten Dingen eines Vaters die eigenen Söhne vor pseudocoolen und gewalttätigen „Freunden“ zu beschützen. Männer sind leider in unserer heutigen Zeit viel zielloser als Frauen. Es mangelt an Orientierungspunkten und Menschen, die gesunde Männlichkeit vorleben (wie z.B. in Kindergärten, Schulen, Vereinen etc).

Jede echte Männerinitiative, die sich dieser Dinge bewusst ist und in ihrer Form Vorbild und Anleitung bietet, ist für unsere Gesellschaft lebensnotwendig. Es spielt keine Rolle, ob es sich dabei um die Pfadfinder, einen Kampfkunstverein oder um eine schamanistische Männergruppe handelt. Es geht um dahinterstehende Werte, die durch die jeweiligen Werkzeuge vermittelt werden.

Männer können „böse“ werden … viel schneller als Frauen. Männer sind anfälliger für Verhetzung, Extremismus und Brutalität.

Männer müssen lernen das Aggression eine natürliche, neutrale Energie ist, die nicht unterdrückt werden kann sondern in kanalisierter Form nützlich ist, Grenzen durchbrechend und lebensspendend. Das können Männer allerdings nicht alleine bewerkstelligen.

Männer brauchen regelmäßige Begegnungen mit anderen Männern. Treffen Sie sich mit Freunden, um sich gegenseitig zu unterstützen. Verzichten Sie dabei auf oberflächliches Gelaber und sprechen Sie Klartext. Nehmen sie Kritik von ihren Freunden an. Schlagen Sie sich gegenseitig Herausforderungen vor, um Ängste zu überwinden, die sie daran hindern ihr Leben zu leben. Einigen Sie sich aber auch auf Konsequenzen, die entstehen, wenn die Herausforderungen nicht durchgehalten werden.

Männer werden „böse“, wenn sie nicht lernen ihre Aggressionen nützlich zu kanalisieren.
Männer werden „böse“, wenn sie keine oder die falschen Freunde haben.
Männer werden „böse“, wenn sie ihr Herz nicht öffnen.

Aber die Welt braucht „gute“ Männer, maskuline Männer … zielstrebig, selbstsicher und authentisch. Männer mit Integrität und Humor, die sensibel, spontan und spirituell sind.

Die Welt braucht Männer, die ihre Männlichkeit und innere Wahrheit aus vollstem Herzen leben. Männer, die ihre maskuline und feminine Seite annehmen. Männer, die helfen und teilen. Männer, die ihre Partnerinnen lieben und begehren.

Böse Männer gibt es viele … aber es gibt viel mehr gute … sie verstecken sich nur im Schatten. Das haben sie selbst und die Welt nicht verdient.

Also gute Männer … zeigt euch im Licht!