Wenn schon nicht glühend heißer Sandstrand in Caorle, dann wenigstens feucht-muffiger Erdboden. Die Ferienzeit weckt in meiner Frau regelmäßig starke Renovierungs-, Umgestaltungs- und Entrümpelungstriebe. Wahrscheinlich hat das nichts mit der Aussentemperatur, als viel mehr mit der zur Verfügung stehenden Zeit zu tun. Zeit zum Nachdenken, Zeit um zu entdecken, was so alles nicht zweckmäßig oder unmodern ist. Zeit um die räumliche Umgebung der faden Tristesse des Alltäglichen zu entreißen. Zeit um auszumalen, neue Möbel anzuschaffen (deswegen ja auch der kürzliche Besuch bei IKEA) oder – wie gestern – Zeit um den Keller zu entrümpeln und endlich Ordnung in dem finsteren Chaos zu schaffen.

Zugegeben … unser Keller ist bis jetzt kein Paradebeispiel eines wohl organisierten Vorrats-, Aufbewahrungs- und Werkzeugraums. Die beiden ungeheizten Kellerräume sind eher in den Bereich dumpfe Rumpelkammer gepaart mit modriger Familiengruft einzuordnen. Für mich hat der Keller bis jetzt seinen Zweck erfüllt. Zwar ist er – aufgrund des natürlichen Erdbodens und fehlernder Isolierung – absolut ungeeignet für empfindliche Wirtschaftsgüter (da nach einigen Wochen sofort alles einen feuchten Modergeruch annimmt), für Autoreifen, Bierkisten und Metallgegenstände wie Bohrer oder Schrauben jedoch einigermaßen passend.

Die systemisch interessierte und Feng-Shui gebildetete Hausfrau weiß nun allerdings, dass Kellerräume mit unserer persönlichen Vergangenheit und alten Denkmustern in energetischem Zusammenhang stehen. Das Keller-Chaos ist somit auf einer gewissen Ebene ein Abbild meines Umgangs mit meiner Vergangenheit (da es mein Elternhaus ist). Das Ordnungschaffen bedeutet quasi ein Entrümpeln meiner belastenden Erinnerungen, deren Existenz mir bis jetzt scheinbar verborgen geblieben war. Den Anfang habe ich auf jeden Fall getan und einiges – auch innerlich – geschafft.

Nach mehreren Stunden des Aussortierens und Umschichtens in Staub und Dreck glaubte ich wirklich einen Anflug seelischer Erleichterung zu verspüren. Ausserdem habe ich gelernt die einfachen, selbstverständlichen Dinge wieder mehr zu schätzen. Leute, ihr glaubt ja nicht wie schön frische Luft und Tageslicht sein können. Einen kleinern Schatten bei dieser ganzen Aktion gab es doch. Ich habe mir eine Art Stauballergie eingefangen … mein Kellerrekord im Dauerniesen lag gestern bei fünfmal in Serie. Was das nun allerdings systemisch bedeuten kann, wage ich gar nicht zu fragen …

Mein Resümee: Frauen schätzen es, wenn ihre Partner Ordnung in dunklen Bereichen halten. Selbst wenn sie diese zwar selten betreten, möchten sie die Gewissheit haben, dass genügend Platz für ihre persönlichen Dinge (z.B. Topfpflanzen) reserviert bleibt. Einmal im Jahr sollte jeder Mann seiner Frau freiwillig vorschlagen den Keller zu entrümpeln.