Sie hat es schon wieder gesagt. Und sie meinte es eigentlich nett.
Kaum setzen wir uns hin, läuft das Gespräch keine zwei Minuten – zack, dreimal dieses eine Wort. Ich versuche ruhig zu bleiben, tief durchzuatmen, gelassen zu wirken.
Aber innerlich kocht es. Dieses Wort macht mich wahnsinnig!
Die unsichtbare Waffe in Gesprächen
Es gibt tausend Bücher und Kurse über Paarkommunikation. Die Botschaft ist immer dieselbe: „Wenn ihr richtig redet, wird eure Beziehung besser.“ Klingt schön – ist aber oft Quatsch.
Warum? Lies HIER weiter.
Heute will ich den Fokus auf ein einziges Wort legen. Ein kleines, unscheinbares Ding, das in keinem Ratgeber vorkommt. Und glaub mir, ich hab genug davon gelesen, um eine ganze Bibliothek zu füllen. Aber dieses eine Wort? Fehlanzeige.
Es ist unscheinbar, fast harmlos. Es wird nicht mal absichtlich eingesetzt. Aber es entfaltet im Alltag eine gigantische Wirkung.
Und, Hand aufs Herz: Vor allem Frauen setzen es wie im Reflex ein.
Meine persönliche Statistik: Frauen nutzen es ungefähr fünfmal häufiger als Männer. Quellen? Keine. Nur mein männlicher Radar – und der lügt selten.
Das Wort lautet: EIGENTLICH.
Psychologische Erklärung
Warum ist dieses kleine Wort so tückisch?
„Eigentlich“ ist ein Paradebeispiel für ein sogenanntes Abschwächungswort. Psychologen nennen das Hedging – man sagt etwas, aber nicht ganz. Man will seine Meinung äußern, gleichzeitig aber nicht riskieren, klar und direkt Stellung zu beziehen.
Das hat zwei Effekte:
1.Selbstschutz
Wer „eigentlich“ sagt, schafft sich eine Hintertür. Falls das Gesagte schlecht ankommt, kann man sich zurückziehen: „So hab ich das ja gar nicht gemeint.“
2. Verdeckte Macht
Besonders in Beziehungen wird „eigentlich“ oft genutzt, um Kritik oder Wünsche durch die Hintertür einzuschleusen. Vordergründig klingt es harmlos, aber unterschwellig übt es Druck aus.
Kurz gesagt: „Eigentlich“ ist das Chamäleon unter den Wörtern. Es wirkt weich, ist aber ein psychologisches Werkzeug, um Kontrolle und Sicherheit gleichzeitig zu behalten.
Und genau deshalb nervt es so viele Männer:
Wir spüren die versteckte Botschaft – aber sie wird nie direkt ausgesprochen.
Fünf klassische Fallen
1. „Das wolltest du eigentlich schon längst machen …“
Klingt nach harmloser Feststellung. Doch in Wahrheit steckt da oft ein Vorwurf drin: „Du hast es noch nicht gemacht – und ich habe es bemerkt.“
👉 Übersetzung: „Beweg endlich deinen Arsch, sonst mach ich dir Feuer unterm Hintern.“
2. „Eigentlich finde ich es ja schön …“
Alles, was vor dem „eigentlich“ steht, ist Kosmetik. Danach kommt die echte Botschaft – und die ist meistens kritisch.
👉 Übersetzung: „Das Lob war nett, aber jetzt kommt die Ohrfeige.“
3. „Eigentlich ist es egal …“
Nichts ist egal. „Eigentlich egal“ heißt: „Es ist mir wichtig, aber ich hab keine Lust auf Stress.“
👉 Übersetzung: „Ignorierst du das, bist du geliefert.“
4. „Eigentlich hab ich nichts dagegen …“
Das klingt nach Zustimmung – ist es aber fast nie. Wenn jemand „eigentlich“ nichts dagegen hat, dann gibt es in Wahrheit ein dickes Aber.
👉 Übersetzung: „Ich bin dagegen, will’s dir aber nicht direkt ins Gesicht sagen.“
5. „Eigentlich hast du ja recht …“
Klingt nach Anerkennung, ist aber ein verbales Trojanisches Pferd. Denn was danach kommt, relativiert alles.
👉 Übersetzung: „Du hast recht, aber ich werde es trotzdem nicht so machen.“
Fazit
„Eigentlich“ klingt nett, ist aber ein Meister der Täuschung. Es relativiert, schwächt ab, macht Aussagen schwammig. Und genau deshalb sorgt es so oft für Missverständnisse, Streit und Frust. Mein Vorschlag: Raus damit! Streichen wir das Wort in 90% aller Fälle aus unserem Vokabular. Dann reden wir direkter, klarer, ehrlicher.
Und mal ehrlich … wäre das nicht eigentlich großartig?
PS.: Und dann gibt da noch das EINE Wort.
