Kommen wir heute zu einem noch schwierigeren Thema: Warum gehen Männer ins Bordell? Genau diese Frage hat mir eine Frau per Email gestellt. Hier die Frage und meine Antwort:

Hallo, ich habe im Moment ein riesiges Problem und kann damit nicht umgehen. Mein Mann und ich sind seit 7 Jahren verheiratet und nun hab ich rausgefunden, dass er ziemlich regelmäßig in ein Puff geht. War sehr schlimm für mich. Nun musst du aber nicht denken, dass ich prüde bin oder so. Hab mich oft genug hübsch und erotisch angezogen und mir ein paar interessante Sachen einfallen lassen. Er sagt, es hätte nichts mit mir zu tun. Gibt es irgendwo jemanden, der mir nicht irgendeine dämliche Antwort gibt, sondern mal alles richtig erklären kann.

P.S.: Er ist schon vor unserer Ehe dorthin gegangen, hat es mir aber verschwiegen. Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar. Ilse

Meine Antwort war:

Liebe Ilse,

Es gibt mehrere Gründe, warum Männer in ein Bordell bzw. zu Prostituierten gehen. Welche in deinem Fall zutreffen, kann ich natürlich nicht beurteilen, aber ich zähle dir einfach mal die üblichen Gründe auf:

  1. Männer lieben unkomplizierten Sex. Für viele ist das einfach ein Konsumieren nach dem „Cash & Carry-Prinzip“, d.h. sie suchen sich den „passenden Artikel“ (die Frau) nach Geschmack aus, bezahlen dafür und konsumieren den Sex. Es gibt kein langes Reden, kein Schmusen und Kuscheln, es geht einfach zur Sache. Es geht dabei nicht um Liebe, sondern nur um den Sex.
  2. Für viele ist schneller Sex einfach ein Ventil um den Druck des Alltags loszuwerden, so wie Joggen gehen.
  3. Es gibt bei einer Prostituierten keine Probleme. Im Gegensatz zu einer heimlichen Affäre mit der Bürokollegin, kann der Mann sich sicher sein, dass es keine Indiskretionen, keine riskanten SMS, Telefonanrufe oder Emails gibt. Eine Nutte macht ihm keinen Stress.
  4. Er sucht etwas außerhalb, was er zuhause nicht bekommt. Manche Männer haben sexuelle Neigungen (z.B. Sado-Maso Spielchen), die sie ihren Partnerinnen nicht gestehen möchten.
  5. Männer fühlen sich zuhause und/oder im Berufsalltag nicht als Mann und möchten wenigstens in der kurzen Zeit im Bordell ein „echter Mann“ sein. Es besteht dabei auch keine Gefahr – so wie es vielleicht zuhause ist – zurückgewiesen zu werden. Männer finden nämlich gerade das sehr frustrierend. Und irgendwann geben sie auf und holen sich ihre Befriedigung auf einem einfacheren Weg.
  6. Der Mann findet seine Partnerin einfach nicht mehr attraktiv und sucht den Reiz des Neuen.

Das waren einmal – nüchtern gesagt – die wesentlichsten Punkte. Es können auch mehrere dieser Gründe zusammenkommen.

Liebe Ilse, es ist mir klar, dass diese Antworten dir deine Verletzung nicht leichter machen. Nachdem dein Mann schon vor eurer Ehe ins Bordell gegangen ist, hat es wahrscheinlich wirklich nichts mit dir zu tun. Allerdings gibt es noch zwei Gefahren dabei:

Wenn Männer das über lange Zeit tun, können sie süchtig nach Bordellbesuchen werden. Das ist wie mit dem Rauchen. Zweitens besteht natürlich auch eine gesundheitliche Gefahr. Leider ist es so, dass viele Männer auf das lebenswichtige Kondom verzichten und das ist der Partnerin gegenüber absolut unverantwortlich.

Also Ilse … frag deinen Mann, was er dort bekommt, dass du ihm nicht geben kannst (vielleicht hat er ja ausgefallene sexuelle Wünsche)? Wenn er dir keine Antwort gibt, ist er nicht ehrlich zu dir, denn irgendetwas muss er suchen. Hier liegt auch deine Verantwortung, denn etwas muss in eurer Beziehung nicht stimmen … sprecht darüber oder überlegt eine Paarberatung in Anspruch zu nehmen.

Frag ihn, ob er immer ein Kondom benutzt. Natürlich wird er „Ja sicher“ sagen, aber mach ihm klar, dass er ungeschützt euer beider Leben gefährdet (Stichwort AIDS).

Falls er mit den Bordellbesuchen nicht aufhören kann, ist er wahrscheinlich süchtig danach. In diesem Fall würde er professionelle Hilfe benötigen (die er aber schwer annehmen wird). Ob du das dann mitmachen willst, musst du selbst entscheiden.

Gehen wir noch einen Schritt weiter.

Wie stehen Männer zu Pornographie und hat das etwas damit zu tun, dass sie ihre Partnerinnen nicht attraktiv finden?

Ganz klar und brutal ehrlich ausgedrückt: Alle Männer sehen sich Pornos an. Oder relativieren wir etwas … sagen wir 99% aller Männer. Gehen Sie also ruhig davon aus, dass sich alle Männer, die Sie kennen, Pornos ansehen. Die Fragen dazu sind nur: Warum tun Männer das und geben sie es offen zu?

Wir Männer sehen uns Sexzeitschriften bzw. Sexfilme ganz einfach deswegen an, weil wir sie – wie viele Frauen auch – aufregend finden. Allerdings neigen Männer öfter als Frauen zur Hardcore-Variante (also kein Kuschelsex sondern die brutale, lieblose Tour).

Alle Männer denken oft an Sex und alle Männer haben sehr ähnliche, erotische Phantasien. Wir sehen uns deshalb diese Filme und Zeitschriften an, weil dort die Frauen vorkommen, die uns alle unsere geheimen Wünsche – zumindest in unserer Vorstellung – erfüllen können. Wir wünschen uns eben oft Dinge, die wir im alltäglichen Sexleben nicht bekommen und deshalb holen wir uns diese Dinge über Filme oder Zeitschriften.

Ich spreche hier von „normalen“ Phantasien wie etwa Sex im Freien, in der Umkleidekabine, der Badewanne oder im Auto, Sex mit dem Zimmermädchen, Sex mit zwei Frauen etc. Der Alltag ist nun mal der größte „Sexkiller“ für uns Männer. Wir wollen Abwechslung.

Das Beste ist es also uns einfach nach unserer sexuellen Phantasien zu fragen und dann genau das mit uns zu machen wovon wir träumen.

Natürlich werden wir niemals alle unsere Phantasien verraten, aber das ist ok (das tun Frauen ja auch nicht) und auch kein Grund sich Sorgen zu machen.

Ein tieferer Grund ist, dass Sexzeitschriften oder Filme (und die damit verbundene Selbstbefriedigung) ein Ventil für unseren Frust und den Druck sind, unter dem wir Männer ständig stehen. Letztendlich sind nämlich alle Männer auf der Suche nach Freiheit.

Wir wollen (meist unbewusst) endlich loslassen, jede Kontrolle und jeden Zwang hinter uns lassen können. Da uns das im Alltag kaum möglich ist, suchen wir Ventile wie eben Sex, Alkohol oder Sport.

Ich verstehe vollkommen, dass Pornographie abstoßend sein kann. Die Objektivierung und die Erniedrigung von Frauen in vielen Pornos sind schlimm. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass diese riesige Industrie existiert. Die Beschäftigung mit sexuell stimulierenden Filmen oder Zeitschriften ist nicht per se schlecht. Ein Problem wird es dann, wenn es zur Sucht wird. Aber das ist ein Fall für den Psychotherapeuten oder den Arzt.

Als Frau fragen Sie uns Männer also, was wir uns wünschen. Wir werden zwar anfangs etwas schüchtern sein, aber wenn wir mit unseren Wünschen herausrücken, kann es für alle Beteiligten neuen Schwung bringen. Und vielleicht schauen wir uns ja dann einfach gemeinsam die Sexfilme an.

Aber hat die ganze Sache mit den Pornos etwas damit zu tun, dass wir unsere Partnerin nicht attraktiv genug finden?

Kann natürlich sein, aber – wie gesagt – Männer schaffen es sehr gut, Fantasie und Realität zu trennen und zu Beginn der Beziehung hat es mit dem Sex ja auch funktioniert. Allerdings haben sich da wahrscheinlich beide Partner mehr Mühe gegeben. Ca. 2 Jahre nach dem ersten Sex (manchmal auch früher) sinkt unser sexuelles Verlangen übrigens tatsächlich ab. Am Anfang ist immer alles spannender. Vorsicht vor der sexuellen Routine! Solange die sexuellen Gewohnheiten nicht geändert werden, wird alles beim Alten bleiben.

Und ein paar Fragen an Sie: Finden Sie sich als Frau selbst attraktiv? Tun Sie genug dafür, um auf Ihren Partner attraktiv zu wirken? Glauben Sie das Lockenwickler und dicke Wollsocken uns Männer heiß machen? Fragen Sie den Mann an Ihrer Seite nach seinen Phantasien? Wenn Sie das alles beherzigen, wird auch der Mann sich wieder mehr Mühe geben … garantiert.

Kleiner Tipp für mutige Frauen: Lassen Sie sich von Ihrem Partner absichtlich überraschen, wenn Sie sich einen Sexfilm ansehen. Warten Sie ab, was passiert… :-P