Warum Männer schweigen – und was das mit WLAN zu tun hat
Frag einen Mann: „Wie geht’s dir?“ – und du bekommst erstmal das klassische „Äh… passt schon…“ oder ein fragendes Stirnrunzeln, als hättest du gerade auf Japanisch gefragt, wie man ein Origami-Einhorn faltet.
Stell ihm hingegen die Frage: „Wie richte ich mein WLAN am Handy ein?“ – Zack! Plötzlich verwandelt sich derselbe Typ in den IT-Guru des Jahrhunderts. Er erklärt dir alles mit einer Engelsgeduld, während er gleichzeitig sein Steak perfekt medium-rare grillt und die Bundesliga-Ergebnisse im Kopf hat.
Multitasking? Nur wenn’s nicht um Gefühle geht.
Warum das so ist?
Ganz einfach: Die meisten Männer haben keine Ahnung, wie es ihnen wirklich geht.
Und bevor sie irgendwas Halbgares sagen, sagen sie lieber nix. Schweigen ist Gold – oder halt Schutzschild gegen das Gefühlschaos da drinnen.
Gefühle? Haben wir. Finden wir nur nicht.
Männer sind nicht gefühlslos – sie sind eher wie ein alter Dachboden: Da oben ist einiges gelagert, aber keiner hat einen Plan, wo was liegt, und meistens fehlt die Taschenlampe. Gefühle wie Trauer, Angst, Scham oder gar Mitgefühl – das sind für viele Männer wie exotische Früchte auf dem Markt: Man weiß, dass sie existieren, aber was zur Hölle macht man damit?
Klar können Männer Wut, Ärger oder Stolz zeigen – das ist gesellschaftlich abgesegnet, da kriegt man auch noch Schulterklopfer dafür. Aber wenn ein Mann anfängt zu weinen, denken gleich alle: „Ui, ist der jetzt weich geworden?“ Bullshit.
Gefühle sind menschlich, nicht geschlechtlich.
Nur hat man uns Männern von klein auf eingebläut, dass man „echte“ Gefühle lieber in den Hobbykeller sperrt.
Vorbilder gesucht – nicht aus Stein, sondern mit Herz
Damit Jungs lernen, dass auch „weiche“ Gefühle was ganz Normales sind, brauchen sie Männer, die genau das vorleben. Väter, Onkel, Mentoren – Kerle, die zeigen: „Hey, ich hab auch mal Angst. Ich bin auch mal traurig. Und weißt du was? Das macht mich nicht weniger zum Mann – das macht mich ehrlich.“
Denn was du nicht vorgelebt bekommst, das lernst du eben nicht. Und dann stehst du irgendwann als erwachsener Mann da, kriegst von deiner Partnerin eine Gefühlsfrage gestellt – und fühlst dich wie ein Schüler beim Mathe-Test ohne Taschenrechner.
Frauen sagen: Männer reden nicht.
Männer sagen: Hilfe, ein Gefühl!
In Coachings höre ich oft: „Mein Mann redet einfach nicht!“ Und ich denk mir: „Ja klar, der weiß einfach nicht wie.“
Dann kommt noch die Angst dazu – nicht vor der Frau, sondern vor dieser emotionalen Übermacht, die manche Frauen mitbringen wie ein tropischer Wirbelsturm. Da bleibt dem Mann nur eins: Rückzug in die innere Besenkammer.
Wenn „alles ok“ eigentlich „gar nix ist ok“ bedeutet
Viele Männer haben keinen echten Freund, mit dem sie über mehr als Autos, Aktien und den nächsten Grillabend sprechen können. Wenn das so ist – Achtung!
Denn genau da fängt der emotionale Stillstand an. Dann kommt die Ablenkung: Job, Alkohol, Fitnessstudio, Affären, Netflix – Hauptsache nicht fühlen müssen. Doch irgendwann kommt der Crash – Burnout, Beziehung kaputt, Midlife-Crisis deluxe.
Und dann? Ja, dann ist plötzlich der Moment da, wo „Wie geht’s dir?“ nicht mehr ignoriert werden kann. Wer dann den Mut hat, ehrlich zu antworten, ist schon einen Riesenschritt weiter.
Und genau deshalb: Coaching, Austausch mit anderen Männern, ehrliche Gespräche – das ist keine Esoteriknummer, das ist Überlebensstrategie!
Fazit: Wer schweigt, verliert (den Zugang zu sich selbst)
Wir Männer müssen wieder lernen, in unser Inneres zu schauen – und da nicht gleich mit einem Panikknopf zu reagieren.
Das geht nur durch Begegnung, durch Gemeinschaft … durch Männer, die sich gegenseitig zeigen: „Du bist nicht allein. Und du bist genau richtig, auch wenn du gerade nicht weißt, wie du dich fühlst.“
Also, Männer: Schluss mit Schweigen. Zeit für’s echte Gespräch – mit dir selbst, mit anderen, mit der Welt.