Diese Email erhielt ich vor einigen Tagen und ich habe die Erlaubnis sie ohne Namensnennung zu veröffentlichen. Bis auf ein paar kleine, stilistische Änderungen ist der Text unverändert. Die Email spricht – aus meiner Beratungserfahrung – häufige Probleme von Männern in Partnerschaften an … spannend.

Ich bin ein Mann und ich bekomme zu wenig Sex von meiner Frau. Ich weiß schon, dass Frauen und Männer von „unterschiedlichen Planeten“ kommen – ich habe die Bücher gelesen – aber das hilft mir nicht weiter. Und ich bemühe mich, ehrlich. Mein Frau braucht Gespräche, gemeinsame Zeit, kleine Aufmerksamkeiten, Berührungen usw., damit sie sich – wie sie selbst sagt – sich öffnen kann.

Ich mache diese Dinge meistens gern, aber eben nicht immer und ständig. Ich schaffe das nicht. Ich bin so mit meinen Gedanken und meiner Welt beschäftigt, dass ich nicht an erster Stelle an meine Frau denke. Und ich finde, dass das auch nicht meine Aufgabe ist. An erster Stelle sollte ich doch selbst stehen, oder?

Meine Frau sagt, dass sie „in Stimmung“ sein muss um mit mir schlafen zu können. Und was ist mit meiner Stimmung? Die bessert sich für mich nach dem Sex. Ja, ich gebe es zu zu. Ich brauche den Sex. Jeden zweiten Tag am besten.

Und dann ist da auch noch die Sache mit der Initiative. Frauen wollen erobert werden, sie wünschen sich, dass wir Männer uns um sie bemühen. Das verstehe ich schon … aber das wünsche ich mir von Zeit zu Zeit auch.

Ich habe mir die Mühe gemacht die letzten Monate Buch zu führen. Wir hatten durchschnittlich 7 mal Sex im Monat. In 90% Prozent dieser Fälle ging der erste Schritt von mir aus. Ich habe mich oft wie ein „geiler Bock“ gefühlt, der um Sex betteln muss und dann aus Mitleid erlöst wird. Und das ist kein schönes Gefühl für mich. Irgendwie fühle ich mich armselig dabei.
Natürlich habe ich versucht das Thema mit meiner Frau zu besprechen. Sie versichert mir, dass sie niemals aus Gefälligkeit mit mir Sex hat. Das glaube ich ihr aber nicht. Mein Erfahrungen sagen mir etwas anderes. Warum macht sie so selten den ersten Schritt? Warum muss meistens ich derjenige sein, der sich „anpirscht“?

Ich habe nicht mehr den Eindruck, dass meine Frau mich will, dass sie mich begehrt. Warum „überfällt“ sie mich nicht öfter? Warum verführt sie mich nicht?

Sex ist für mich ein Ausdruck unserer Liebe. Sex ist für mich körperliches Vergnügen. Sex ist für mich ein Ventil, das ich zum Überleben brauche.

Nicht immer alles gleichzeitig. Ja, oft will ich einfach bumsen um diesen Druck loszuwerden. Es geht mir oft so wie diesem bekannten Dampfkochtopf. Ich steh kurz vor der Explosion. Wenn es dann zu keiner Erleichterung kommt, bin ich unausgeglichen, streitsüchtig und aggressiv. Ich befriedige mich oft selbst … es geht nicht anders.

Ich würde mir wünschen, dass meine Frau mehr Verständnis für meine körperlichen Bedürfnisse hat. In den Büchern habe ich gelesen, dass bei Frauen das Gefühl vor dem Sex kommt und es bei Männern umgekehrt ist, also zuerst Sex und dann das Gefühl. Bei mir ist es auf jeden Fall so.

Ich liebe meine Frau, merke aber, dass ich mich gefühlsmäßig von ihr entferne, wenn wir keinen Sex haben bzw. sie mir nicht zeigt, dass sich mich „will“ und ihr meine Bedürfnisse wichtig sind.
Ich wünsche mir, regelmäßig von ihr „verwöhnt“ zu werden. Ich wünsche mir mehr „Blowjobs“. Ich will mich entspannen können und das Gefühl haben gewollt zu werden. Ist das zuviel verlangt? Ich habe es ihr bis jetzt nicht klar gesagt, nur angedeutet. Ich habe Angst damit wieder das männliche Klischee des „geilen Bocks“ zu bestätigen.

Ich will nicht nur nehmen. Ich gebe auch gerne. Ich finde meine Frau attraktiv und liebe ihren Körper. Liebt sie auch meinen?

Wenn wir regelmäßig Sex haben (der auch von ihr ausgeht) bin ich ein ganz anderer Mann. Ausgeglichener, aufmerksamer, liebevoller, zielstrebiger. So wie ich eigentlich als Mann sein möchte.

Geht es allen Männer so? Ich habe keinen großen Freundeskreis und wenig Gelegenheit über so intime Themen mit anderen Männern zu sprechen.

Wie geht es anderen Männern mit diesen Themen? Ich würde mich über Kommentare freuen.