In den letzten Jahrzehnten ist folgendes passiert: Die sozialen Netzwerke von Männern sind geschrumpft. Und nein, damit sind nicht Facebook und Co. gemeint, sondern tiefe Freundschaften im „echten“Leben. Es gab einen Rückgang von Männerfreundschaften, der zum Teil in eine Einsamkeitsepidemie der Männer mündet.

Wären da nicht die sozial gebildeten Frauen, die als Partnerinnen all das geben, was das Patriarchat den Männern nimmt: ein offenes Ohr zum Zuhören, Empathie, einen Terminkalender, gefüllt mit Geburtstagsnotizen von Familienangehörigen und Aktivitäten mit gemeinsamen Freunden.

„Mankeeping“, so der englische Begriff für die unsichtbare emotionale Arbeit, die Frauen leisten, damit ihre Männer nicht vereinsamen. Schließlich gehört es nicht zum stereotyp-männlichen Rollenbild, emotionale Fähigkeiten zu etablieren, um gut für sich selbst und für andere zu sorgen.

Verstärkt wird die Einsamkeit dort, wo Homophobie am stärksten ausgeprägt ist. Aus Angst, „schwul“ zu wirken, werden tiefergehende zwischenmenschliche Beziehungen im Keim erstickt, und der Aufbau von typisch weiblichen Fähigkeiten wie Fürsorglichkeit wird abgelehnt.

Bei einer Trennung trifft die Einsamkeitsepidemie Männer mit voller Wucht. Sie verlieren ihr soziales System, das von Frauen genährt wurde, und haben häufig kein „Skillset“ parat, um sich ein neues aufzubauen. Was dann passiert, ist nicht selten eine Flucht ins Netz. Und nicht selten ist diese Flucht problematisch, wenn Männer in extremistischen Kreisen landen und sich radikalisieren.

In unserer Gesellschaft braucht es auch deshalb endlich ein Aufbrechen erlernter Geschlechterrollen und eine gleichberechtigte Erziehung unserer Kleinsten. Wobei Nachhilfeunterricht auch bei „den Großen“ angebracht wäre, damit sie von der Einsamkeit in eine fürsorgliche Menschlichkeit kommen.

Bei einer Trennung trifft die Einsamkeit Männer mit voller Wucht. Was dann folgt, ist nicht selten eine Flucht in extremistische Kreise.

Quelle: Kleine Zeitung Steiermark, 21. Feb. 2025
Autorin: Anna Majcan (Geschäftsführerin des Grazer Frauenrats)

Lies hier weiter: Warum Männer andere Männer brauchen

Was genau ist „Mankeeping“?

Mankeeping ist eine humorvolle (und gleichzeitig ernste) Ableitung von „Housekeeping“ und beschreibt das Phänomen, dass Frauen in Beziehungen oft die unsichtbare Management-Arbeit übernehmen – allerdings speziell bezogen auf ihren Partner.

Typische Frauenrollen beim Mankeeping sind:

  • Erinnerungsservice: „Schatz, hast du schon einen Termin beim Zahnarzt ausgemacht?“
  • Sozialmanagerin: Sie organisiert Familienbesuche, plant Urlaube und sorgt dafür, dass er mal seine Mutter anruft.
  • Emotionale Stütze: Sie hört sich seine Sorgen an, gibt Ratschläge und fängt ihn auf – auch wenn er das bei ihr nicht immer so macht.
  • Lebens-Upgrade: Sie motiviert ihn, sich besser zu ernähren, ordentliche Kleidung zu tragen oder endlich mal ins Fitnessstudio zu gehen.

Warum ist das problematisch?
Weil es dazu führt, dass viele Männer sich unbewusst in eine „betreute Beziehung“ zurücklehnen. Das kann langfristig zu Frust führen – sowohl bei der Frau („Warum muss ich hier immer alles regeln?!“) als auch beim Mann, weil er sich irgendwann unselbstständig fühlt (und im schlimmsten Fall zu seiner Partnerin „Mama“ sagt).

Die Lösung?
Mehr Eigenverantwortung als Mann übernehmen! Selbst an Termine denken, sich aktiv an der Beziehungsarbeit beteiligen und emotional nicht nur Nehmer, sondern auch Geber sein.
Klingt simpel – ist es aber nicht immer.