Gastartikel von Werner Schrägle

Ehe ist nichts für eine Frau, die vor der Wahrheit zurückschreckt.
Und auch nichts für einen Mann, der gelernt hat, dass Ehrlichkeit Strafe bedeutet.

Wir sagen, wir wollen echte Beziehungen. Aber sobald die Wahrheit unbequem wird, machen wir dicht.

Lasst uns ehrlich sein. Viele Männer lügen nicht, weil sie es wollen.
Sie lügen, weil sie es müssen, um in einer Beziehung zu überleben, in der Offenheit mit Angriff verwechselt wird und Klarheit mit Härte.

Heute?
Ehrlichkeit gilt als Gefährdung. Unterschiedliche Sichtweisen als Übergriff. Verantwortung als toxisch.

Er spricht aus, was ihn bewegt und wird missverstanden, abgewertet, lächerlich gemacht.

Er sagt: „Ich wünsche mir mehr Ruhe.“ Sie hört: „Ich bin dir zu viel.“
Er sagt: „Ich mache mir Sorgen wegen der Ausgaben.“ Sie hört: „Du willst mich klein halten.“

Also schweigt er. Er lächelt. Er spielt mit.
Denn in einer Welt, wo Wahrheit als Angriff empfunden wird, lernt der Mann:
Wenn du ihren Frieden willst, lüge.

Frauen sagen: „Sei ehrlich.“ Aber belohnt wird, wer schmeichelt.
Ein Kompliment ist willkommen, eine ehrliche Meinung wird als Abwertung gebrandmarkt.

Und Männer lernen schnell: Sag, was sie hören will. Sag, was sie beruhigt. Sag, was ihr Selbstbild nicht kratzt.
Das ist keine Liebe. Das ist emotionale Dressur.

„Sei du selbst“, ein schöner Satz. Bis du es wagst, du selbst zu sein.

Zeigt ein Mann Schwäche, ist er „unmännlich“.
Hat er kein Geld, ist er „nicht bereit für eine Beziehung“.
Setzt er Grenzen, wird er „kontrollierend“ genannt.

Er muss Stärke zeigen, wo er müde ist.
Er muss souverän wirken, wo er innerlich kämpft.
Er muss perfekt sein, nur um überhaupt noch gehört zu werden.

Das ist kein Miteinander. Das ist ein Casting für eine Rolle, die ihn langsam auffrisst.
Und am Ende?

Ist der Mann, mit dem du zusammen bist nicht der Mensch, der er wirklich ist, sondern die Version, die du ertragen kannst.

Er hat gelernt, sich zu verstellen. Nicht aus Schwäche, sondern weil seine Wahrheit gegen ihn verwendet wurde:

Im Streit als Munition. In Gesprächen mit deinen Freundinnen als Spott. Im Alltag als Schuld.

Wer die Wahrheit bekämpft, bekommt die Lüge. Und wer nur Rollen akzeptiert, lebt mit Schauspielern.

Was dann entsteht, ist keine Beziehung, sondern ein stilles Theater. Mit freundlichen Masken, falscher Harmonie und einem Mann, der innerlich längst gegangen ist.

Wenn du mit der Wahrheit nicht leben kannst, wirst du mit der Lüge sterben.

Ehe braucht keine Perfektion. Sie braucht den Mut zur Echtheit.

Nicht jede Wahrheit tut gut, aber jede Lüge vergiftet.
Nicht jede Offenheit ist sanft, aber jedes Schweigen macht krank.

Wenn ein Mann nicht ehrlich sein darf, wird er irgendwann nur noch funktionieren. Still. Angepasst. Gebrochen.

Willst du einen echten Mann? Dann sei bereit, auch mit seiner Wahrheit zu leben.

Denn Liebe wächst nicht im Schatten der Angst. Sondern im Licht der Ehrlichkeit.

Und ein Vermächtnis entsteht nicht auf Lügen, sondern auf Wahrheit, die gehalten wird.

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